Studie: Supply Chain Optimierung – Energiegesellschaften müssen mehr kooperieren

Autor: Christian Fischer
Datum: 28.01.2016

2016 – Entscheidungsjahr für den Erfolg oder Misserfolg der Lieferketten des Energiesektors

Wenn es nach den Autoren einer aktuellen Studie des Logistikdienstleisters DHL geht, müssen zahlreiche Unternehmen des Energiesektors ihre Lieferketten an das ihr schwieriges Marktumfeld anpassen. Die Studie kommt auch zu dem Schluss, dass zahlreiche Unternehmen aus den Sektoren Öl, Gas, erneuerbare Energien und weitere Energieerzeuger umdenken müssten, um die unternehmensübergreifende Nutzung von Logistikanlagen und -ressourcen innerhalb der Branche zu ermöglichen.

„Gerade in Bezug auf die Lieferketten wird das Jahr 2016 über den Erfolg oder Misserfolg des Energiesektors entscheiden. Führt man sich die Marktentwicklung bei Erdöl- oder Gasgesellschaften vor Augen, so gibt es mittlerweile kaum noch Spielraum für betriebliche Ineffizienzen. Fehlende Transparenz bei den Beständen oder dem Ressourceneinsatz sowie dezentrale Steuerungssysteme müssen der Vergangenheit angehören – insbesondere bei der Gewinnung von Energierohstoffen, wo die Margen derzeit extrem knapp oder de facto nicht vorhanden sind“, bilanziert Steve Harley, der bei DHL Customer Solutions & Innovation den Energiesektor verantwortet.

Insbesondere aufgrund der Entwicklungen im Energiesektor in den Jahren 2014 und 2015 stünden vor allem Öl- und Gasunternehmen vor beispiellose Herausforderungen. Die Preise für Rohöl und Flüssigerdgas (LNG) fielen seit Juli 2014 um mehr als 60 Prozent und pendeln sich zurzeit bei rund 30 US-Dollar (27. Januar) pro Barrel Rohöl ein. Dem gegenüber steht eine weltweit wachsende Konkurrenz durch die erneuerbaren Energien. Im Jahr 2015 machen diese inzwischen mehr als die Hälfte der zusätzlich installierten Stromerzeugungskapazität aus. Zudem sei es laut Meldung eine „Kehrseite der Medaille, dass Projekte zur Förderung erneuerbarer Energien oftmals noch auf Subventionen angewiesen und somit anfällig für politische Veränderungen sind.“

Hinzu kommt, dass die fossile Rohstoffe langfristig komplett verschwinden soll. So wurde bei der jüngsten UN-Klimakonferenz in Paris ein Weltklimaabkommen beschlossen, welches einen Ausgleich zwischen dem Ausstoß von Treibhausgasen und dem, was die Erde aufnehmen kann geschaffen werden soll. Daraus resultiert natürlich, dass die Staaten ihre Emissionen senken müssen, wie gestern in unserem Beitrag Einkäufer sollen Emissionen der Lieferanten senken berichtet, was wiederum Auswirkungen den Gas- und Ölsektor hat.

DHL Sector Insights

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„Auch wenn sich die Branche mit enormen Herausforderungen konfrontiert sieht, bieten sich den Unternehmen sowohl im Bereich herkömmlicher als auch erneuerbarer Energien eine Vielzahl von Chancen. Wie unsere Umfrage ergeben hat, gibt es gerade im Hinblick auf effiziente, gut organisierte Lieferketten noch Verbesserungspotenzial“, erklärt Harley gegenüber der Presse. „Die Lieferketten konventioneller und erneuerbarer Energien gleichen sich in Bezug auf Projektgröße, Fördergebiete und Dienstleister immer mehr an. Dies bietet die Möglichkeit, voneinander zu lernen und Know-how auszutauschen.“

Die Studie zeigt, dass 40% der Logistikmanager in der Öl- und Gasbranche ihrem Unternehmen eine mangelhafte Lieferkettentransparenz bescheinigen. Nur einer von 20 Managern vertritt die Meinung, dass eine vollständige Transparenz der Supply Chain im Unternehmen gegeben sei. Der Report empfiehlt eine zentrale Koordination der Logistik, die durch die Überwachung und Verfolgung der weltweiten Lieferkette unterstützt werden soll. Dieser Ansatz kann Energiegesellschaften helfen, Betriebskosten zu senken und das Materialmanagement zu verbessern, so dass Bestände zentral gelagert und ein Ressourcenpool genutzt werden können. Nicht zuletzt erwägen die Autoren der Studie die gemeinsame Nutzung von Einrichtungen und den Wissensaustausch mit Wettbewerbern, damit der Sektor effizienter werden kann. Bislang hat sich die Energiebranche mit Maßnahmen wie standardisierten Anlagen oder gemeinsam genutzten Einrichtungen allerdings schwer getan. Interessanterweise ist die Mehrheit der Entscheidungsträger (73%) der Ansicht, dass mehr Offenheit nötig sei – dennoch stehen dem Konzept einer gemeinsamen Nutzung und des Wissenstransfers zur Senkung von Kosten aktuell lediglich 13% positiv gegenüber. Energiegesellschaften sollten laut Pressemeldung von DHL auch in Betracht ziehen, Strategien und Prozesse von andern Branchen zu übernehmen. Hier böte sich als Beispiel vor allem die Automobilindustrie an, die ihre Logistikketten zum größten Teil standardisiert hat und damit effizienter arbeiten kann.