Neue Studie zum Supply Chain Management: Kollaboration steht im Vordergrund

Autor: Christian Fischer
Datum: 19.02.2016

IT-Lösungen vereinfachen die Zusammenarbeit

Eine seit 2013 jährlich hervorgebrachte Studie der Dualen Hochschule Baden Württemberg (DHBW) aus Stuttgart in Kooperation mit einem Industriepartner hat zum Thema „Global Trade Management“ eine neue branchenübergreifende Studie verfasst. Hierbei wurden rund 319 Experten im Bereich Logistik, Supply Chain Management und Außenwirtschaft befragt. Ergebnis der Umfrage: Dieses Jahr steht der Trend einer intensiven und engen Zusammenarbeit zwischen Lieferant und Unternehmen im Vordergrund. Darüber hinaus erachten drei von vier Supply-Chain-Entscheidern die Verringerung von Durchlauf- und Lieferzeiten als besonders wichtig und sehen diese im Mittelpunkt.

Supply Chain Collaboration

Supply Chain Collaboration

Durch enge Zusammenarbeit können sich Unternehmen bereits von der Konkurrenz absetzen und einen entscheidenden Vorteil im Wettbewerb generieren. Einer Optimierung der Lieferketten wird von 82,6 Prozent der Außenhandels- und Logistikexperten zugestimmt. Zudem erwarten Experten, dass durch die Kollaboration Prozesse optimiert werden (87,3 Prozent). Alles in allem hält die Mehrheit den Zuwachs an neuem Wissen (83,7 Prozent) am wahrscheinlichsten, ebenso die Beschleunigung der Abläufe der Lieferketten (81,3 Prozent).

Doch welche Vorteile kann eine enge Zusammenarbeit zwischen den Parteien hervorrufen? Zu einem stellt die Studie fest, dass finanzielle (31,7 Prozent) und zeitliche (27,9 Prozent) Vorteile wahrgenommen werden. Einerseits können Unternehmen ihre Transportkosten reduzieren. Dies zieht wiederum nach sich, dass eine Verkürzung der Durchlaufzeit (27,9 Prozent) erfolgt und ebenfalls Verzögerungen bei Kundenbelieferungen (24,5 Prozent) vermieden werden.

Der Studiengangsleiter für BWL-Dienstleistungsmanagement an der Hochschule und auch Co-Autor der Studie, Prof. Dr. Dirk Hartel, ist der Meinung, dass noch viel mehr Zeit eingespart werden kann, als die Studie zunächst abbildet. „An den Ergebnissen werden zum Beispiel beim Faktor Geschwindigkeit noch deutliche Differenzen zwischen erwarteten und tatsächlich erzielten Vorteilen durch Kollaboration sichtbar“, sagt Hartel. Ebenso fügt er an: „Die Unternehmen erkennen also die Vorteile von Kollaboration in der Supply Chain. Viele schöpfen aber das Potenzial noch nicht voll aus.“

Doch nicht erst durch die Umfrage ist eine Kollaboration zwischen Kunde und Lieferant ein wichtiger Aspekt geworden. Bereits 57 Prozent der Teilnehmer realisieren heute schon eine Zusammenarbeit und nutzen das Potenzial. Vor allem im Bereich des Transportes. Doch auch in anderen unternehmerischen Bereichen, wie beim Forecasting, Order- und Kapazitätsmanagement oder auch bei Beständen, arbeiten bereits 30 bis 40 Prozent zum jetzigen Zeitpunkt mit anderen Firmen zusammen.

Weiterführend verdeutlich die durchgeführte Untersuchung, dass IT-Plattformen einen wichtigen Bestandteil der Kollaboration (58,5 Prozent) darstellen oder sich zumindest auf einheitliche Branchenstandards (56,9 Prozent) geeinigt haben. Diese Art der Supply Chain Collaboration wird zu 87,2 Prozent als Wettbewerbsvorteil beurteilt.

Zugleich stellt die Studie auch mögliche Risiken und Befürchtungen der Teilnehmer dar. So ist die größte Sorge der Unternehmen einen absoluten Kontrollverlust über Daten sowie eine unklare Zuständigkeit (71,1 Prozent beziehungsweise 70,6 Prozent). Bereits jeder vierte Befragte hält so eine Problematik als sehr wahrscheinlich. Weiterhin sehen rund 58,9 Prozent kulturelle Differenzen als große Herausforderung, so dass Kollaborationen oft aus Sorge nicht erfolgen. Abschließend befürchten rund 53,9 Prozent der Teilnehmer, dass eine enge Zusammenarbeit nur einen einseitigen Vorteil nach sich ziehen. Doch dagegen sollen IT-Plattformen mit verbindlichen Nutzervereinbarungen entgegenwirken. Verfügbarkeiten, Datenhaltungen, sinnvolle Service Level Agreements sowie Berechtigungskonzepte sollen das Risiko minimieren.

Link zur Studie:
„Global Trade Management Agenda 2016 – Kollaboration in der Supply Chain“