Konfliktmineralien in der Lieferkette

Autor: Duran Sarikaya
Datum: 15.10.2015

EU-Regelung zu der Beschaffung von Mineralien in Konfliktgebieten geplant

Nachdem Barack Obama, Präsident der Vereinigten Staaten, 2010 den Dodd Frank Act unterschrieben hat, fordert nun auch die Europäische Union (EU) ähnliche Maßnahmen. Dabei geht es sowohl bei dem Dodd Frank Act als auch bei dem Anliegen der EU darum, die Finanzierung des Abbaus von Konfliktmineralien und die damit verbundenen Lieferketten zu kontrollieren.

In Konfliktgebieten wie dem Nordost-Kongo führt der Wettbewerb um gefragte Materialien wie beispielsweise Zinn, Tantal, Wolfram und Gold zu brutalen bewaffneten Konflikten. Leider sind diese Rohstoffe unter anderem in der Automobil-, Elektronik- oder der Maschinenbaubranche essenziell für die Produktion. Um die Importe dieser Rohstoffe aus Krisenländern zu dämmen, führte die US-Regierung 2010 den Dodd Frank Act ein, welcher bereits in einem früheren Artikel thematisiert wurde. Dieser sollte unter anderem die Lieferketten von Unternehmen überwachen und sicherstellen, dass die Beschaffung von Konfliktmaterialien nur aus harmlosen Quellen entspringt. So sollen Unternehmen, welche Mineralien aus Konfliktgebieten beziehen, ihre Lieferketten offenlegen und Transparenz schaffen.

Beschaffung von Mineralien

Beschaffung von Mineralien


Nun will auch die EU eine solche Regelung einführen. Dies fällt zu Lasten einer Großzahl europäischer Unternehmen, welche durch die Auswirkungen des Dodd Frank Acts schon geschädigt wurden. Man rechnet damit, dass rund 880.000 europäische Unternehmen sowohl von dem Dodd Frank Act, als auch von der geplanten Regelung der EU betroffen sind. Der Schaden ist zum einen auf die Einschränkungen in der Lieferkette zurückzuführen. Wichtige Lieferanten könnten ausfallen, wodurch Lieferungen ausbleiben und der Produktionsprozess verlangsamt oder gar gestoppt wird. Darüber hinaus kann das Offenlegen der Lieferkette hohe Verwaltungskosten mit sich ziehen. Somit wird das Supply Chain Management, wie schon durch das Einführen des Dodd Frank Act, teurer. Einkäufer von Konfliktmineralien stehen also vor einem Problem. Infolgedessen kann es dazu kommen, dass europäische Unternehmen und Einkäufer die Beschaffung in Krisengebieten komplett unterlassen. Ziel ist es, eben diesen Einkäufern die Beschaffung von Rohstoffen, welche in nicht konfliktfördernden Bedingungen abgebaut wurden, schmackhafter zu machen.

Doch laut des Vorschlags der EU-Kommission, welcher die Debatte wieder in Schwung gebracht hat, sollten sich die Unternehmen, beziehungsweise viel mehr die Importeure und Lieferanten, einer Art „Selbstzertifizierung“ unterziehen. Das würde bedeuten, dass es ihnen frei steht, ob sie transparent sein wollen oder eben nicht. Somit könnten die Auswirkungen auf die Lieferkette umgangen werden. Allerdings entspricht dies nicht der ursprünglichen Idee der EU, welche fordert, dass die Lieferketten durch eine unabhängige dritte Partei geprüft werden müssen. Durch diese verschärften Maßnahmen soll die Situation in den Krisengebieten in Zukunft verbessert werden. Um den Grad der Verbesserung zu erörtern, veranlasst das Parlament, dass die Kommission in regelmäßigen Abständen von den Fortschritten berichtet. Insgesamt gab es 692 Stimmen, von welchen ganze 400 die Änderung des Kommissionsvorschlags befürworteten. Es gab 285 Gegenstimmen und 7 Enthaltungen. Tritt die neue Regelung ein, müssen Unternehmen, welche Mineralien aus Krisengebieten beziehen, ihre Lieferanten und beispielsweise Raffinerien offenlegen, damit diese überprüft werden können.