BME 9. Bodensee-Forum: Chancen und Herausforderungen des digitalen Einkaufs

Datum: 25.04.2016

Erfolgreiches Forum für digitalen Einkauf

Mehr als 150 Teilnehmer versammelten sich auf dem 9. Bodensee-Forum in Dornbirn und diskutierten über die aktuellen Entwicklungen und wichtigen Herausforderungen des Einkaufs. Der Vertreter des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik (BME), Reinhard Fink, begrüßte alle Besucher und betonte bereits zu Beginn, welche große Herausforderung sich der Einkauf stellen muss und welche weitreichenden Auswirkungen sich ergeben. Die traditionelle Veranstaltung fand dieses Jahr getreu dem Motto „Der Einkauf auf Kurs 4.0“ statt. Neben Fink referierten auch Vertreter aus der Wirtschaft und der Professor für Logistik und Supply Management an der Fachhochschule Nordwestschweiz Herbert Ruile.

In seinem Beitrag machte Ruile klar, dass die Industrie 4.0 als zusätzliches, technologiebasiertes Geschäftsmodell mit dynamischen Steuerungselementen definierte werden kann. Dabei bieten die Veränderungen einen Megatrend und könne als große Chance aufgegriffen werden. Allerdings wird die bevorstehende Chance der Digitalisierung des Einkaufs in vielen Unternehmen kaum wahrgenommen. „Bisher haben erst wenige Einkaufsleiter diesen strategischen Wandel für sich erkannt und damit begonnen, die Transformation mit konkreten Überlegungen oder Maßnahmen einzuleiten“, resümierte Ruile aus einer Studie, die zuvor von Procure.ch, dem Innovative Management Partner (IMP) und Verein Netzwerk Logistik (VNL) unter 250 schweizerischen Unternehmen erfolgt ist. Grundlegend stellt die Untersuchung fest, dass der Veränderungsdruck und die enorme Relevanz von Industrie 4.0 bei Entscheidern angekommen sei, jedoch in der Praxis kaum umgesetzt wird. „Der aktuelle Reifegrad, den sich die Einkaufsleiter selbst geben, um die jeweilige Rolle professionell auszuüben, signalisiert noch deutlichen Handlungs- und Qualifikationsbedarf“, erklärte Ruille.

Diversity Managerin bei Daimler AG Ursula Schwarzenbart ging bei der Digitalisierung des Einkaufs einen Schritt weiter und sprach vollem das Thema Vielfalt im Personalbereich an. Fach- und Führungskräftemangel soll dabei nicht als Hindernis, sondern als Chance begriffen werden. „Vielfalt ist für uns kein Modethema, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor“, so Schwarzenbart. „Wir nutzen vielfältige Erfahrungen, Perspektiven und Kompetenzen – weltweit und unternehmerisch“, ergänzt Schwarzenbart weiter. Gestützt wird ihre Aussage von einer Untersuchung, wonach Unternehmen mit gemischten Teams und mit einem höheren Anteil an weiblichen Führungskräften ökonomisch überdurchschnittlich erfolgreich sind. Aufgrund dessen setzt Daimler sich das Ziel, bis 2020 jede fünfte Führungskraft mit einer Frau zu besetzen.

Neben Horst Wiedmann, Leiter Strategische Materialwirtschaft und Zentrale Services im ZF-Konzern und Vorstandsvorsitzender BME e.V. berichtete auch Vice President Operations Europe & Americas bei der Lenzing AG, Marco Schlimpert, aus der Einkaufspraxis am dem Bodensee-Forum. Wiedmann erläuterte dabei, wie der ZF-Konzern die Integration von TRW im Bereich der Materialwirtschaft anging. Dabei wird der Einkauf durch das Prinzip „Best of Both“ neuausgerichtet. Ziel ist es dabei, das Beste aus beiden Unternehmen zu vereinen. Klare Verantwortungsbereiche, schnelle Abläufe, einfache Strukturen sowie flache Hierarchien als auch Transparenz durch fundierte, abgestimmte, nachhaltige und effiziente Prozesse zählen zu den wesentlichen Eigenschaften der neuen Einkaufsorganisation.

Einen Vortrag zum Wertbeitrag des Einkaufs zur Profitabilität führte Schlimpert, Vice President Operations Europe & Americas bei der Lenzing AG. Das auf Viskosefasern spezialisierte Unternehmen hat seine globalen Beschaffungsaktivitäten in einer globalen Einheit in der Vergangenheit zentralisiert. Neue digitale Tools machen es möglich, aus einer unstrukturierten Datenflut relevanten Informationen für eine Bedarfsanalyse zu gewinnen. „Die Visibility über den Spend war der Ausgangspunkt einer Sieben-Punkte-Agenda“, erklärte Schlimpert. Dabei seien nicht bunten Grafiken, sondern rasche Zahlen und Fakten die Basis, damit sich der Einkauf früher in die Beschaffungsprozesse einbinden lässt und gemeinsame Strategien entwickelt werden können. „Damit steigt auch die Anerkennung, die unserer Funktion entgegen gebracht wird“, sagte der Experte. Allerdings wird zum Bereich Datenmanagement viel Geduld verlangt. „Die Implementierung einer Software geht schnell. Die richtigen Schlüsse zu ziehen braucht aber Zeit“, sagte Schlimpert und stellte deshalb den intensiven Bedarf an Schulungen hervor. Letztendlich haben sich die Mühen bei Lenzing schnell bezahlt gemacht, wie er hervorhob.

Zusammenfassend stellt die Veranstalter ein rundum positives Fazit der Veranstaltung. Der Termin für die nächste Veranstaltung steht bereits auch schon. Die Jubiläumsausgabe des Bodensee-Forums wird am 25. April 2017 stattfinden.

Quelle: BME