Konfliktrohstoffe: Hohe Mehrkosten durch neue EU-Verordnung

Autor: Mario Schmidtgen
Datum: 11.12.2015

Umfrage zu Konfliktmineralien von der Wirtschaftsvereinigung Metalle

Hohe Mehrkosten prognostiziert

 
Mindestens 25.000 Euro pro Jahr an Mehrkosten erwarten die Unternehmen bei Einführung der neuen EU-Richtlinien bezüglich den Konfliktrohstoffen Zinn, Tantal, Wolfram, deren Erzen und Gold. Die Mehrkosten könnten in den schlimmsten Fällen sogar auf 500.000 Euro pro Jahr steigen. Das ergibt sich aus der aktuellen Umfrage der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM). Ganze 90 Prozent der Befragten gaben an, dass durch die Entscheidung hohe Mehrkosten entstehen könnten. Insbesondere die Personal- und Informationsbeschaffung seien für genannte Erhöhungen anfällig.

Selbstzertifizierung der Unternehmen

 
Die geplanten EU-Regeln sehen vor, dass Konfliktgebiete wie der Nordost-Kongo auf bestimmte standardisierte Kriterien zu untersuchen sind. Dazu müssten die Unternehmen selber bestimmen, welche Handelsregion welche Kriterien aufweist. „Die Politik muss ausdrücklich festlegen, wie eine Region einzuordnen ist. Diese politische Entscheidung kann nicht auf die Unternehmen verlagert werden“, sagt Franziska Erdle, die Hauptgeschäftsführerin der WVM. Somit unterstützt sie eine unbürokratische Lösung. „Es gibt bereits staatliche Embargolisten, die zur Einordnung übernommen werden könnten. Diese könnten nach Bedarf aktuell ergänzt werden.“ In einem älteren Bericht schrieben wir bereits über erste Gedanken der EU in Bezug auf Konfliktmineralien. Die Mehrkosten, welche in der WVM-Umfrage prognostiziert werden, sind zu großen Teilen auf die Einschränkungen in der Lieferkette zurückzuführen. Das Supply Chain Management wird somit teurer und komplizierter, da den Unternehmen nicht mehr alle Wege offen stehen. Diesbezüglich sollen sich die Unternehmen einer Art Selbstzertifizierung unterziehen. Das unterstützt die WVM. So gebe es bereits freiwillige Initiativen, welche auch ohne Verpflichtungen gut funktionieren. Diese Initiativen betreffen die gesamte Wertschöpfungskette und tragen auch den Due Diligence Regelungen Rechnung. Die WVM befürchtet allerdings, dass die bestehenden Unternehmensinitiativen, auf Grund von fehlenden Anerkennungsregelungen, von der EU-Verordnung ausgehöhlt werden könnten. Weiterhin vermeidet die EU das Erstellen einer Liste von Konfliktgebieten, da keine Länder stigmatisiert werden sollen. Es bestehen einige Eigenschaften, welche entsprechenden Regionen zugewiesen werden. Hier werden entsprechende Gebiete beispielsweise als Gebiete definiert, in denen bewaffnete Konflikte geführt werden, Gewalt weit verbreitet ist und die zivile Infrastruktur zusammengebrochen ist.

Kompromiss bis 2016

 
Im EU-Rat geht man davon aus, dass in Bezug auf das Thema Konfliktrohstoffe bis Ende des Jahres ein Kompromiss gefunden wird. Anfang 2016 soll dann das Trilog-Verfahren eingeführt werden, in welchem Unterhändler des Europaparlaments, der 28 EU-Staaten und der Brüsseler Kommission verhandeln.